Zugegeben, das Thema Tod gehört jetzt nicht gerade zu unserem Motto „Mach´s dir schön“. Aber das Sterben gehört nun einmal genauso dazu, wie das Leben an sich. Als Ärztekinder sind wir mit dem Tod quasi am Esstisch aufgewachsen. Wieso und warum uns das geholfen hat, was Haustiere damit zu tun haben und welche Tipps wir Euch bei der Kommunikation über den Tod mit Kindern ans Herz legen, erzählen wir Euch gerne.
Der Tod am Esstisch
Unser Vater ist Landarzt. Da war es gang und gäbe, dass der Arzt am Wochenende, am Abend oder in der Nacht auch einmal gerufen wurde. Auch mal, um einen Tod festzustellen oder Sterbende beim letzten Weg zu begleiten. Uns Kindern wurde das nicht verheimlicht. Stattdessen wurde das Thema Tod bei uns schon im frühen Kindesalter diskutiert. Es ging dabei nicht nur allein um den Sterbeprozess, sondern auch um Themen wie die Seele, die Wiedergeburt, das Göttliche, Nahtoderlebnisse und vieles mehr.
Ehrlich miteinander reden
Durch das offene Gespräch haben wir nie Ängste dem Tod gegenüber entwickelt. Im Gegenteil. Wir haben früh erfahren, dass der Tod zum Leben dazu gehört, genauso wie die Geburt. Durch die Offenheit und die Möglichkeit, alles fragen zu können und zu dürfen, konnten wir unseren Gedanken und Phantasien freien Lauf lassen. Wir wurden weder schräg angeschaut noch erhielten wir mahnende Worte des Stillschweigens. Daher können wir Euch nur ans Herz legen: Sprecht von Anfang an mit Euren Kindern auch über das Thema Tod. Denn dieses Thema gehört genauso in die Kindererziehung wie die Frage nach der Geburt und „Wo komme ich her“.
Keine Angst, es wird keine stundenlange Diskussion geben
Oft sind keine langen Gespräche nötig, um dem Kind den Tod zu erklären. Erst kürzlich erzählte ich meiner Tochter, dass ihr Lieblingshund Flip gestorben ist. Wir erklären den Tod so, dass die Verstorbenen – egal ob Hund oder Mensch – zurück in den Himmel gehen zu den Engeln. Sie sind also nicht weg, sondern nur woanders. Und dort oben im Himmel spielt Flip nun mit seiner Hundefreundin Lotte. Aber auch anhand einer verblühten Blume oder Blattes kann man gut erklären, dass das Leben ein ewiger Kreislauf ist.
Jedes Kind geht anders mit dem Tod um
Auch wenn Wiebke und ich Geschwister sind und wir gleich erzogen wurden, so hatten wir als Kinder einen ganz eigenen Umgang mit toten Tieren. Wiebke grub für jeden toten Vogel ein Grab aus und bedeckte dieses später liebevoll mit Blumen. Ich selbst habe mich eher für den toten Körper interessiert. Wie sieht so ein Tier aus der Nähe oder von innen aus?
Was ich sagen möchte: es gibt kein falsch oder richtig bei der Reaktion der Kinder. Jedes Kind und jeder Mensch ist ein Individuum und reagiert demnach auch anders. Das ist bei uns Erwachsenen ja schließlich auch nicht anders.
Wieso helfen Tiere beim Umgang mit dem Tod?
Menschen leben erfahrungsgemäß länger als Hamster oder Wellensittiche. Daher kommen Kinder mit einem Haustier schon viel eher mit dem Tod eines Lebewesens in Kontakt. Es lernt zu trauern und zu verstehen.
Der Tod eines Hamsters, den es jeden Tag gestreichelt und gefüttert hat, ist für ein Kind beispielsweise genauso schmerzhaft und unverständlich wie der Tod des Opas, den das Kind nur 2x im Jahr gesehen hat.
Tiere geben Nähe und fördern das Verantwortungsbewusstsein
Aber mit Haustieren lernen die Kinder nicht nur den Kreislauf des Lebens kennen. Sie lernen Verantwortung zu übernehmen, Liebe zu schenken und zu bekommen. Gerade die körperliche Nähe ist wichtig. Oder wer kuschelt nicht gerne mit seinem Hund oder Katze?
Füttern Gassi gehen
Studien zeigen, dass Umarmungen überlebenswichtig sind. Die Haut ist unser größtes und sensibelstes Sinnesorgan. Angeblich sind in der sehr frühen Kindheit Körperberührungen sogar elementare Voraussetzung dafür, dass der Säugetierorganismus Mensch überhaupt wächst. Durch Umarmungen werden Glückshormone ausgeschüttet und Stresshormone reduziert. Wir sind glücklich.
Also, egal ob Mensch oder Haustier, umarmen tut dir gut! Wir empfehlen daher: Haustier anschaffen und Kindern die Möglichkeit geben, mit Tieren aufzuwachsen.Wegen der Berührungen, der Verantwortung und der Möglichkeit, über Leben und Tod zu lernen.
Schon Babys freuen sich über die Geräusche und den Anblick von Tieren Umarmungen und kuscheln tut Jedem gut – in jedem Alter
Das Ding mit dem Friedhof
Ehrlich gesagt halte ich persönlich nicht viel von Begräbnissen. Davon, dass der Körper in der Erde verwest und von Käfern aufgefressen wird. Mir ist es lieber verbrannt und in der Natur verstreut zu werden. Was ich aber eigentlich sagen will: Der Friedhof gehört in unserer Gesellschaft genauso dazu, wie das Leben. Und auch ich war schon mit meinen Kindern auf dem Friedhof. Nein, nicht zum Spielen, sondern um Gräber anzuschauen, die Namen zu lesen und die Blumen anzuschauen. Und natürlich reden wir währenddessen auch über das Sterben.
Wie das Grab in der Erde mit den Engeln und dem Himmel kombinierbar ist? Ich erkläre das so, dass der Körper die Hülle ist, die irgendwann müde ist. Die Seele lebt immer weiter. Meine fünfjährige Tochter hat deshalb kürzlich ganz eigene Schlüsse daraus gezogen: „Mama, wenn Mozart tot ist, dann kann er ja jetzt wieder kommen – als Mädchen oder Junge“. Soweit die Phantasie. Ich finde das toll!
6 Tipps, um mit deinem Kind über das Thema Tod zu sprechen und mit der Situation umzugehen
- Das Thema Tod und Sterben nicht tabuisieren
- Zuhören, Fragen ernst nehmen und ehrlich beantworten
- Klartext reden. Kinder verstehen sehr viel und denken sich den Rest selbst dazu aus. Negative Erlebnisse mit dem Tod haben sie bisher nicht gehabt und abgespeichert
- Kinder dürfen den Tod bzw. die Beerdigung ruhig nachspielen. Im Spiel verarbeitet das Kind Gehörtes und Erlebtes
- Geborgenheit, Liebe und ein offenes Ohr nach traurigen Erlebnissen bieten – egal ob nach dem Tod des geliebten Hamsters oder vom Opa (übrigens für die Kinder oftmals beides gleich schlimm)
- Erklär‘s einfach – und beginne bei der ausgeblühten Blume
Du willst noch mehr darüber lesen und lernen? Diese Bücher können wir dir ans Herz legen:
Auf Wiedersehen, kleiner Vogel! Ole, Paul und Lotta spielen im Garten, als sie hinter einem Blätterberg plötzlich einen Vogel entdecken. Ganz still liegt er da – auf dem Rücken, die Augen geschlossen, die Federn zerzaust.
Die besten Beerdigungen der Welt Für alle toten Tiere, die sonst keiner beachtet, gründen Ester, Putte und »ich« an einem langweiligen Tag ein Beerdigungsinstitut. Sie wollen die besten Beerdigungen der Welt ausrichten!
Und was kommt dann? Souverän und gleichzeitig lustig kommt dieses Kinderbuch vom Tod aus Schweden daher. Es beantwortet Fragen, die sich Kinder stellen und wird dabei niemals sentimental.
Leb wohl, lieber Dachs Erinnerungen leben weiter – ein einfühlsames Buch, das Kindern das Thema Tod näher bingt und bei der Trauerbewältigung hilft
Adieu, Herr Muffin Ein Bilderbuch über ein Meerschweinchen namens Herr Muffin, der sterben wird.
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Live happy. Live green.
Deine Adebars Töchter
Deine Wiebke
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