Let’s grow – wie du ganz easy dein eigenes Gemüse anziehst

von Wiebke

Früher, zu Omas und Opas Zeiten war es notwendig – da hatte fast jeder Gemüse in seinem eigenen Garten. Dann kam der Supermarkt. Doch die Menschen von heute, sehnen sich wieder nach echtem Bio-Gemüse und vor allem wollen sie wissen, woher ihr Essen kommt. Einen Samen keimen zu sehen, kann wahre Glücksgefühle hervorrufen – egal ob im Garten oder auf dem Balkon. Und wusstest du, dass Gartenarbeit tatsächlich gesund machen kann?

Gärtnern macht nicht nur Spaß – sondern auch gesund

Es klingt wie ein Wunder: Gartenarbeit hilft bei Angstzuständen, Depressionen und Alzheimer. Das belegen internationale Studien und nennen es „Gartentherapie“. Das Säen, das Jäten, das Ernten – all das verbindet uns mit der Natur und gibt uns einen tieferen Sinn. Nicht nur leckeres Gemüse. Hast du das gewusst?

In unserem Garten werden dieses Jahr zig Pflanzen wachsen: Auberginen, Chilli, Zucchini, Kürbis, Radieschen, Möhren, Zwiebeln, Salate… und sogar Exoten wie die Kiwibeere und Edamame. Und wer ein echter Pro ist – der zieht seine Pflanzen selbst heran statt sie als Jungpflanze im Gartencenter zu kaufen. Warum? Erkläre ich dir.

5 Vorteile Gemüse selbst anzuziehen

  1. Du hast eine viel größere Auswahl und kannst so viel leichter an alte Sorten und Raritäten anpflanzen
  2. Du sparst Geld 
  3. Es macht einfach wahnsinnig viel Spaß einen Keimling-Kindergarten anzulegen – besonders toll auch für Kinder
  4. Du verstehst viel besser, wie die Natur funktioniert
  5. Du kannst dir sicher sein, dass es wirklich Bio-Pflanzen sind und weißt welcher Dünger eingesetzt wurde

Vom Samen bis zur Ernte

Jedes Jahr beginnt die Anzucht von Neuem. Und jedes Jahr freue ich mich wie ein kleines Kind darauf. Aber wie wird überhaupt aus einem Samen eine Pflanze die viel trägt? Einfach so den Samen in die Erde stecken und gießen? So leicht ist es dann doch nicht. Wie das aber auf jeden Fall klappt, das erkläre ich dir gleich.

Zuvor möchte ich dir den Wandel erklären, denn wenn du Anfänger bist eröffnet sich dir da eine ganz neue Welt. Aller Anfang macht der Samen, dieser wird dann zum Keimling. Sobald sich nach den Keimblättern die ersten „richtigen“ Blätter zeigen, werden die meisten Pflänzchen pikiert. Das heißt: man wählt die stärksten Keimlinge aus, kürzt evtl. die Wurzel (um den Wurzelwachstum in die Breite zu zwingen) und pflanzt sie (bei einigen Pflanzen bis zum Keimblatt) in einen größeren Topf um. Wie das geht, zeige ich dir in diesem Video:

So pikierst du deine Pflanzen

Dort, in den größeren Töpfen, bleibt die Jungpflanze dann so lange bis sie in den Garten gesetzt wird. Das passiert meist erst nach den Eisheiligen Mitte Mai – dann wenn es wirklich frostfrei ist. Bedenkt aber: nicht jede Pflanze mag pikiert werden! Wurzelgemüse mögen das Umpflanzen zum Beispiel rein gar nicht!

Das 1×1 bei der Anzucht

  1. SAMENTIEFE
    Wie tief muss der Samen gesetzt werden? Faustregel: 2-3x so tief wie der Samen an sich. Das steht meist hinten auf dem Samentütchen. Achtung: es gibt auch Lichtkeimer wie Salat – die dürfen gar nicht mit Erde bedeckt werden!
  2. TEMPERATUR
    Jede Pflanze ist unterschiedlich. Chillis und Paprikas z.B. brauchen es am Anfang sehr warm. Aber es gibt auch Pflanzen, die es lieber kühl mögen. Am besten du googelst bei jeder Pflanze was sie zum perfekten Keimen braucht. Manchmal steht es auch auf der Verpackung.
  3. ERDE
    Die zarten Wurzeln wären mit zu viel Nährstoffen in der Erde total überfordert – deswegen nutzt du Anzuchterde. Die gibt es jedes Frühjahr im Gartencenter. Du kannst sie aber auch selbst machen: aus 1/3 ausgereiften Kompost, 1/3 lockerer Gartenerde und 1/3 Sand. Erst nach dem Pikieren kannst du nährstoffreichere Erde dazugeben. Viele verzichten aber auch darauf, um den Wurzelwachstum aufzubauen.
  4. PFLANZGEFÄSSE
    Auf dem Markt gibt es zahlreiche Alternativen – Anzuchtplatten, Pflanztöpfchen aus Kokos, Quelltabs… du kannst aber auch in jedes erdenkliche Gefäß säen. Hauptsache das Wasser kann ablaufen. Ich probiere es dieses Jahr das erste mal in Eierkartons und habe Anzuchttöpfe aus Klopapierrollen und Küchenrollen gebastelt. Dazu weiter unten mein Erfahrungsbericht. Der neueste Hype sind Erdballpressen oder s.g. „Soil Blocker“ die man gut online bestellen kann. Die Erde wird dabei so fest gepresst – da braucht man keine Töpfe mehr. Das hast du vielleicht schon mal im Gartencenter bei den Salatpflanzen gesehen. 
  5. GEWÄCHSHAUS
    Samen keimen besser, wenn eine hohe Luftfeuchtigkeit herrscht. Daher der Tipp: lasse deine Samen in Indoor-Gewächshäuser keimen. Ich habe richtig schöne beim schwedischen Möbelhaus gefunden. Du kannst aber auch welche online, im Gartencenter oder Baumarkt finden. Upcycling-Tipp: Sushi-Schalen oder Schalen von Weintrauben! Die haben einen transparenten Deckel und werden somit zum Mini-Gewächshaus.
  6. LICHT
    Ohne Licht – kein Keimling! Das ist klar. Wenn du kannst, stelle deine Anzuchttöpfe auf das Fensterbrett eines Südfensters. Wenn du das nicht kannst, besorge dir unbedingt spezielle LED-Lampen zur Anzucht (am besten mit 1000 Lux). Meist werden Pflanzenlampen mit Blauem und Rotem Licht angeboten – es gibt aber auch Weiß leuchtende. Die sind etwas Wohnraumfreundlicher als ein Lila Licht im Zimmer. Bei zu wenig Licht bekommen deine Keimlinge „lange Hälse“, werden schwach und drohen umzuknicken. 
  7. WASSER
    Am besten gönnst du deinen Samen vor der Reise unter die Erde ein Wasserbad. Dazu nimmst du ein Schälchen, legst es mit nasser Küchenrolle aus und lässt sie 1-2 Tage vorkeimen. So gehts viel schneller mit dem späteren Wachstum und du kannst ungekeimte Samen gleich entsorgen. Bitte bedenke, deine Samen später in der Erde vorsichtig, mäßig aber stetig zu gießen. Trockenheit ist eine große Gefahr – zu viel Wasser kann aber zum Problem werden und Schimmel oder Trauermücken anziehen. Und damit deine zarten Gewächse nicht vom Gießen beschädigt werden, nimmst du am besten eine s.g. Ballbrause oder bastelst dir eine Minigießkanne aus einer 0,5 Liter PET-Flasche in deren Deckel du ein paar kleine Löcher machst.
  8. ZEITPUNKT
    Tomaten bereits im Januar anziehen? Keine gute Idee! Dadurch wären sie viel zu lange in kleinen Töpfen und könnten so nicht zu einer kraftvollen Pflanze im Garten heranwachsen. Das meiste könnt ihr Ende März vorziehen, also so 6-8 Wochen vor dem Auspflanzen. Lediglich Chilli, Paprika, Aubergine und Physalis haben eine längeren Vorlauf von 10-12 Wochen nötig. 
  9. BESCHRIFTEN
    Es klingt so unfassbar banal – aber jeder (Hobby-)gärtner kennt das Problem. Man denkt, man könne sich alles merken – und dann, beim Umtopfen verliert man die Kontrolle. So wird aus der Tomaten auf einmal eine Paprika. Blöd. Also: unbedingt beschriften! Ich nutze gerne Kiesel die ich mit wasserfestem Stift beschrifte. 

DIY – Hack: wie du den Wurzelwachstum anregst

Wenn du deine Samen in der Erde hast, kannst du tatsächlich den Wurzelwachstum anregen! Entweder du kaufst spezielle Produkte – oder du machst deinen Bio Wurzel-Aktivator einfach selbst! Dazu nimmst du ein paar noch grüne Triebe der Weide (am besten die der Silberweide), löst die Rinde, schneidest anschließend die Zweige in kleine Stücke und lässt diese 12-24 Stunden in Wasser ziehen. Danach abseihen und kühl stellen damit der selbstgemachte Wurzelaktivator nicht an Kraft verliert und das Wasser nicht kippt. Das Mischungsverhältnis? 2-3 kg Baumschnitt für 10 Liter Wasser.

Erfahrungsbericht:
Anzucht in Klopapierrollen und Eierkartons

Ich hatte es angeteased… Es klingt wunderbar: aus Müll wird Gold! Quasi. Auf vielen Seiten liest man immer wieder von dem super Upcycling-Tipp Anzuchttöpfe selbst zu machen. Dazu verwendet man Eierkartons oder bastelt aus Klopapierrollen und dem Innenleben der Küchenrolle kleine Töpfchen. Schnell, einfach, kostenlos. So weit so toll. Hier mal ein Zeitraffer wie du sie bastelst.

Aber: in der Realität scheinen die Töpfe nicht so klasse zu sein – so meine Erfahrung. Wenn man stets feuchte Erde haben möchte, schimmelt die Kartonage schnell. Und somit dann auch die Erde. Das will man nicht. Wenn man dann aber das Wasser weglässt, trocknet die Erde zu schnell aus. Frustriert habe ich mal bei meinen Freunden der #instagartencommunity nachgefragt ob sie ähnliche Erfahrungen gemacht haben… und leider… das haben sie. Also: probiert es gern – seid aber vorgewarnt!

Na, juckt es jetzt in den Fingern? Dann ist jetzt im März genau der richtige Zeitpunkt loszulegen! Auch wenn es sich anfangs nach viel Arbeit anhört – das scheint nur so. Wachsen tun die Pflanzen nämlich ganz von alleine. 

Hast du schon mal deinen eigenen Pflanzen aus Samen herangezogen? Und welche Tipps kannst du geben? Erzähl’s uns gerne in den Kommentaren.

Live happy. Live green.
Deine Adebars Töchter

Deine Wiebke

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