Respekt(los)

von Marieke

Respekt macht glücklich!

Ich freue mich, wenn ich höflich und respektvoll behandelt werde – sei es in einem Café oder vom Busfahrer. Respekt gegenüber den Mitmenschen und der Natur ist meines Erachtens etwas, was jeder besitzen sollte. Etwas Selbstverständliches, das einem bei der Erziehung mitgegeben wird. Doch leider sieht man immer wieder, dass dem nicht so ist…Es fängt an, dass man den Lehrer nicht respektiert, ihn mobbt und das Leben zur Hölle macht. Ok, jugendlicher Schabernack könnte man sagen. Doch darf man als Jugendlicher auch einer alten Oma das Rad festhalten, so dass es gefährlich wackelt? Nein! Vermutlich hat sich genau deshalb dieses Bild aus meiner Kindheit so in mein Hirn eingebrannt. Wer weiß, was diese alte Dame schon alles erlebt hat? Was passiert wenn sie stürzt? Was wäre, wenn ein Vollidiot das mit meiner Oma machen würde?

Respektlosigkeit hat nichts mit dem Alter zu tun

Doch Respektlosigkeit sieht man nicht nur bei pubertierenden Jugendlichen. Auch Erwachsene verhalten sich oftmals respektlos. Denn Respekt sollte man Jedem gegenüber haben. So finde ich es nur anständig, einem Flyerverteiler in die Augen zu schauen und dankend abzulehnen. Denn auch dies ist ein Mensch, der (nur) seinen Job macht. Auch die Kassierereien hat ein Blick in die Augen plus ein „Hallo“ und „Auf Wiedersehen“ verdient. Ich glaube diese Menschen freuen sich darüber, gerade dann, wenn es das stressige Geschäftsprinzip vorsieht, möglichst viele Menschen in möglichst kurzer Zeit abzukassieren.

In Berlin sehe ich auch immer wieder Bettler, die durch die Bahn laufen. Mal sind es Musiker, mal heruntergekommene Obdachlose, mal gepflegte Verkäufer des Obdachlosenmagazins. Fast jeder in der Bahn hat den gleichen Move drauf: Gesicht runter, Blick ins Handy oder noch schnell die Ohrstöpsel ins Ohr. Ich finde, das gehört sich nicht. Auch wenn ich zum Teil selbst genervt bin über die zig Bettler auf der Hin- und Rückfahrt zur Arbeit und ich nicht jedem etwas gebe, so schenke ich wenigstens mein Respekt. Ein Blick in die Augen und die Worte: „Nein. Heute nicht“. Oder wie würde ich mich fühlen, wenn ich in einen Raum voller Menschen trete und jeder straft mich mit abweisendem Blick? Vermutlich verloren und unendlich ausgeschlossen. Also bitte: beim nächsten Mal Blickkontakt suchen. Denn mit so kleinen Gesten kann man sein und das Leben anderer schon viel besser machen.

Wie bringe ich meinem Kind Respekt bei?

Mit gutem Beispiel voran gehen! Ich sehe immer wieder, dass meine Dreijährige das tut, was wir ihr vorleben. Wenn ich also Respekt von ihr erwarte, dann muss ich es ihr vorleben. Landet trotzdem mal ein Fuß auf dem Marienkäfer, der danach zerquetscht am Boden liegt, erkläre ich ihr, dass auch dieser Käfer gerne leben möchte.

Natürlich bringt meine Tochter auch Verhaltensweisen aus der Kita mit. Zum Beispiel zerstörerisch „Feuer“ rufen und böse mit dem Finger auf mich zeigen. Soll wohl so was heißen wie: „Hau ab, Du bist doof.“ Aber das gehört zu der Entwicklung dazu. Grenzen abstecken, eigene Entscheidungen treffen, selbständig sein, rebellieren.

Gerade gestern habe ich mich gefreut, dass eine Erziehungsmaßnahme inzwischen bei ihr gefruchtet hat. Eine Formulierung, die mir schon mein Vater beigebracht hat: Man sagt nicht „Du bist doof“, sondern „Ich finde Dich bzw. das, was Du getan hast doof“. Ein kleiner, wirkungsvoller Unterschied.

Und damit meine Tochter weiß, was ich für richtig halte, lobe ich sie. Dabei ist es wichtig, dass der Lob nicht allgemein gehalten ist, sondern auf die Situation zugeschnitten. So sage ich um Beispiel: „Gut, dass Du die Schnecke wieder in das Gras gesetzt hast. Jetzt kann sie weiter kriechen.“ Tochter glücklich, Mama glücklich, Schnecke glücklich. Das ist auch Respekt.

 

MACH’S DIR SCHÖN 
Adebars Töchter

 

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