Ökologisch bewusst shoppen und trotzdem stylishe Produkte erhalten? Das klappt! Bridge & Tunnel produziert wundervolle Design-Unikate. Das Label fertigt nachhaltig und fair: neben Upcycling bringen sie gesellschaftlich benachteiligte Menschen sowie Geflüchtete in den Arbeitsmarkt. Conny, Gründerin von Bridge & Tunnel, setzt voll auf nachhaltigen Lifestyle. Im Interview erzählt Sie von der Entstehung des Labels bis hin zu ihrem neuen Eigenheim.
Bridge&Tunnel // we design society // handgefertigtes Social Design aus Deutschland
Name: Conny (Dr. Constanze Klotz)
Alter: 38
Beruf: Außenministerin und Co-Founder des Social Fashion Labels Bridge&Tunnel
Wohnort: Hamburg
Lieblingsspruch: Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen. (Kant)
1 // Wen siehst du, wenn du in den Spiegel guckst?
Eine erschöpfte, aber glückliche Frau, die jeden Tags aufs Neue versucht, ihr Social Business „Baby“ Bridge&Tunnel und ihre echten Kids unter einen Hut zu bringen.
2 // Erzähl mal: Was ist das Besondere an eurem Label Bridge & Tunnel?
Das Besondere an unserem Label ist sicherlich, dass es keine Kategorie richtig erfüllt. Wir passen nirgendswo richtig rein. Auf unserem Bingo-Zettel würden Social Business, Fair Fashion, Upcycling Label, Inklusion, Eco Design, Empowerment alle nebeneinander stehen. Alle Bereiche verbindet das Thema Wertschätzung. Denn das ist eines, das unser Label sehr ernst nimmt.
Wir haben eine eigene Produktion inmitten Hamburgs aufgebaut, bei der nur Menschen arbeiten, die aufgrund von verschiedenen Hindernissen (fehlende Zeugnisse, Alter, Fluchtgeschichte) Probleme haben, auf dem 1. Arbeitsmarkt einen Job zu finden. Die jenseits von Zeugnissen und Diploma aber ein tolles handwerkliches Geschick mitbringen.
Dieselbe Wertschätzung wie unserem Team bringen wir den Ressourcen gegenüber auf, die wir nutzen. Denn alle unsere Designs entstehen aus Denim post- & pre-consumer waste (Alttextilien und Materialüberschüsse). Für uns wertvolle Materialressourcen, die wir ganz neu in Szene setzen. So verhelfen wir wertvollen Materialressourcen zu einem neuen Leben in style und hoffnungsvollen Talenten aus aller Welt zu einem erfüllenden Job mit Anerkennung.
Bei Bridge&Tunnel erwirbt man also nicht nur einen wunderschönen Rucksack oder ein Kissen aus unserer Denim Kollektion, sondern trägt gleichzeitig dazu bei, dass unser Anspruch „we design society“ – Gesellschaft durch Design zu verändern – Realität wird!
3 // Wie bist du auf die Idee gekommen, ein Fair-Fashion Label zu gründen?
Bridge&Tunnel gibt es seit Sommer 2016. Die Idee zum Label kam im wahrsten Sinne des Wortes zu uns: 2013 habe ich mit meiner Freundin Lotte einen Co-Working Space für Mode- und Textildesigner in Hamburg-Wilhelmsburg eröffnet. Als wir von einem deutsch-türkischen Nähclub hörten, der sich mit seinen Haushaltsnähmaschinen in einer Wilhelmsburger Moschee zum Nähen trifft, haben wir sie kurzerhand eingeladen, ihren Nähtreff bei uns abzuhalten. Und standen dann fassungslos daneben: Denn viele der Frauen waren wahnsinnig talentiert an der Nähmaschine, steckten aber alle seit vielen Jahren in der Langzeitarbeitslosigkeit fest. Da war uns schlagartig klar: wir müssen diese beiden Welten vernähen.
(c) Deutschland – Land der Ideen/Bernd Brundert
Aktuell arbeiten 11 Menschen bei Bridge&Tunnel. Unsere Näherinnen und Näher stammen aus insgesamt 6 Ländern und haben verschiedene Handicaps, die es ihnen schwer gemacht haben, auf dem regulären Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Zum Team gehören eine russischstämmige gehörlose Näherin, ein afghanischer Herrenschneider, Frauen uns Indien, Ghana, Nigeria und der Türkei, die schon viele Jahre in Deutschland leben, aber durch Kinderbetreuung, fehlende Ausbildung und mittelmäßige Sprachkenntnisse keinen Job finden konnten sowie eine Bekleidungstechnikerin mit türkischen Wurzeln, die das Team anleitet.
Nach einigen Experimenten, bei denen wir im Patchwork-Verfahren die unversehrten Teile von used Jeans weiterverarbeitet hatten, war uns schnell klar, dass sich tatsächlich Kollektionsideen aus abgelegten Jeans entwickeln lassen. Patchwork ist noch immer unser wichtigstes Produktionsverfahren. Alle unsere Designs haben deshalb einen geometrischen, minimalistischen Look, der sich aus dem reduzierten Patchwork speist.
Beachbag
(c) Olivia LehmannWeekender
(c) Olivia Lehmann
4 // Hand aufs Herz: Du bist gerade dabei ein Eigenheim zu bauen und einzurichten. Inwieweit spielt Nachhaltigkeit auch hier eine Rolle?
Die spielt eine sehr große. Ich glaube, wenn man einmal mit dem nachhaltigen Virus infiziert wurde, greift er automatisch auf viele andere Lebensbereiche über. Was ich toll finde, denn es gibt noch nichts Spannenderes, als seine eigenen Gewohnheiten (wie zum Beispiel den eigenen Konsum) zu hinterfragen. Bei der Auswahl der Möbel habe ich sehr darauf geachtet, Möbel von DesignerInnen zu finden, die ähnlich ticken wie ich. Die zum Beispiel in Deutschland fertigen. Oder nachhaltige Materialien verwenden. Oder ihrem Design die Wertschätzung zukommen lassen, die wir unseren Designs bei Bridge&Tunnel geben.
(c) Bridge&Tunnel: Baroquine Photography
5 // Ihr designt immer wieder neue Produkte. Wie und wo lässt du dich inspirieren?
Unsere Designs entstammen dem kreativen Hirn meiner Co-Founderin Lotte. Die ist nie um eine Idee verlegen. Wir haben aber gemerkt, dass es uns total gut tut, regelmäßig unsere Job Routine (ja das gibt es auch bei Start-Ups) zu durchbrechen, um weiter inspirationsoffen zu sein. Seit einer Weile gehen wir 1 Mal in der Woche in ein supernettes Café Kaffee trinken und – ganz wichtig – schnacken dabei nicht über den Job. Danach sieht man Vieles gleich klarer.
6 // Du bist Mutter von zwei Kindern. Was ist dein Geheimnis, um Kinder, Job und Freizeit unter ein Hut zu bekommen?
Haha, das Geheimnis ist, dass es keines gibt. Wenn neue kleine Menschen in das eigene Leben treten, wäre es doch verrückt zu glauben, dass man genauso viel Freizeit hat wie vorher. Ich glaube dass „der Hut, der alles vereinbart“ deshalb gar nicht existiert. Vielmehr versuche ich zu überlegen, welche Dinge für mich welche Priorität haben. Und dann danach zu handeln.
Ich liebe meinen Job und kann mir die Arbeitszeit durch meine Selbständigkeit zum Glück selbst einteilen. Wenn morgens also mal ein Arzttermin mit den Kids anfällt, dann arbeite ich eben abends länger. Oder mein Mann übernimmt, denn zum Glück wuppen wir den täglichen Irrsinn zu zweit. Natürlich liebe ich es auch, Zeit mit meiner Family zu verbringen. Für die sind das Wochenende und einige Nachmittage immer fest reserviert. Aber ich nehme mir auch gern Auszeiten, etwa über feste Sportdates oder feste Abende, an denen ich mich mit meinem Mädels treffe.
7 // Bei Adebars Töchter geht’s ja auch um’s Schöner Reisen. Welches ist dein Lieblingsplatz in Hamburg, der Stadt in der du wohnst?
Das ist definitiv der Hamburger Elbstrand. Kein Geheimtipp, aber die Industrieromantik ist einfach immer wieder schön.
8 // Was würdest du kochen, wenn wir dich zu Hause besuchen würden?
Vermutlich eine Quiche. Es entspannt mich wahnsinnig, wenn ich am Abend ein Essen kredenzen kann, das ich schon am Vorabend vorbereitet habe. Dann ist man für die vielen Chaosmomente gewappnet, die sonst so eintreten können.
9 // Was möchtest du noch unbedingt in deinem Leben erreichen?
Ich habe keinen richtigen Lebensplan. Ich übe mich gerade eher darin, mehr im Hier und Jetzt zu sein, als immer große Pläne zu machen. Denn es kommt doch sowieso ständig anders, als man denkt. Wenn ich es auf eine Aussage herunterdampfen müsste, würde ich sagen, dass ich „einfach“ glücklich und erfüllt sein möchte. Ich glaube aber, dass sich die Wege dorthin ständig verändern.
10 // Stell dir vor, du könntest deinem Ich von vor 10 Jahren einen Tipp geben. Was würdest du dir selbst raten?
Halte an deinem Bauchgefühl fest, es berät dich gut. Und lass dir früher einen Pony schneiden, der steht dir trotz Locken auch gut;-)
11 // Welche Superkraft hättest du gerne?
Ich würde gern an 2 Orten gleichzeitig sein können. Ich fühle mich oft zerrissen zwischen den vielen spannenden Dingen, die das Leben zu bieten hat. Wenn ich mich ab und an klonen könnte – ohne was zu verpassen – wäre das großartig.
12 // In unserem Blog geht es darum, sich das Leben (egal wie) schön zu machen. Wie machst du es dir schön?
Ich liebe es, mit guten Freunden zusammen zu sitzen, über die Welt zu reden und mich bei leckerem Wein von anderen Perspektiven inspirieren zu lassen. Ich habe aber auch nix gegen einen schönen Urlaub, der war aufgrund der langen Umbauphase unseres Hauses die letzten 2 Jahre aber nicht drin.
(c) Bridge & Tunnel
13 // Was du immer schon mal sagen wolltest…
Verschenkt an Weihnachten bitte keinen Quatsch, die Welt ist voll davon!
(c) Bridge&Tunnel: Baroquine Photography
Liebe Conny, uns hat es unglaublich Spaß gemacht deine Antworten zu lesen. Du bist einfach knorke : )
we design society
Wenn auch du Lust hast, schöne nachhaltige Dinge zu shoppen, dann können wir dir Bridge & Tunnel aus tiefem Herzen empfehlen – ganz uneigennützig.
Live happy. Live green.
Deine Adebars Töchter
Deine Wiebke
Redaktioneller Artikel. Jegliche Nennungen von Marken, Orten oder Personen sind freiwillig, unbezahlt und unbeauftragt. Werbung wird in unseren Beiträgen als solche deutlich markiert.