Zwei Schwestern, zwei völligst unterschiedliche Leben. Obwohl wir beide in Berlin leben, sogar im gleichen Stadtteil, unterscheidet uns vor allem eines: Kinder. Meine Schwester Marieke hat zwei. Ich, Wiebke, keins. Und das wird sich auch nie ändern. Leider. Oder gerade gut so?
Wer unseren Blog schon länger folgt, kennt uns. Marieke aka Micky ist die jüngere Schwester, ich, Wiebke die ältere. Uns trennen nicht nur zwei Jahre voneinander, sondern uns unterscheidet besonders einen Fakt: Marieke ist Mutter von zwei Kindern. Ich bin kinderlos. Ungewollt. Warum es dazu kam, darüber habe ich hier bereits ausführlich geschrieben: Ungewollt kinderlos – wie geht man damit um?
Wohl jede Frau wird wissen: wenn ein Kind dazu kommt, ändert sich das Leben. Und zwar radikal. Die Wohnsituation, die Partnerschaft, das Zeitmanagement, das Umfeld, vielleicht der Job und sogar die Freunde. Aber was passiert, wenn dieser scheinbar „normale Ablauf“ des Kinderkriegens nicht passiert? Zeit mal wieder für einen Schwesterndialog. Zeit für mehrere Blickwinkel.
10 ehrliche Fragen zum Thema „Mein Kind – kein Kind“
1. Wie hast du dir früher dein zukünftiges Leben vorgestellt?
Wiebke:
Als ich klein war, als ich größer war, als ich erwachsen war: immer war da ein Bild von einer Familie. Zwei Erwachsene, zwei Kinder. Am liebsten ein großer Bruder und eine kleine Schwester. Und natürlich ein Hund. Soweit zu meiner Wunschvorstellung…
Marieke:
Ein Mann, 2-3 Jahre älter als ich. Ein Haus, ein Garten, Hunde und zwei Kinder. Und das Ganze verzuckert mit einer Sisi-Hochzeit 😉 Ok, das waren sehr genaue Kleinkinder-Vorstellungen.
2. Ist dein Familienleben nach Wunsch verlaufen?
Wiebke:
Jein. Den Hund habe ich – sogar eine Katze. Nur mit den Kindern sollte es nicht sein. Mein Körper hat mir einfach einen Strich durch die Rechnung gemacht und Adoption kam (bisher) nicht in Frage für uns. Auf künstlichem Wege hab ich es sieben Mal versucht – es scheint, als sollte es einfach nicht sein. Jetzt bin ich nun mal keine Mutter im klassischen Sinne geworden.
Marieke:
Eigentlich schon. Mein Mann ist drei Jahre älter als ich und wir haben gemeinsam zwei wunderbare Kinder. Was noch fehlt ist da Haus samt Garten und Hund. Aber daran arbeiten wir gerade.
3. Welchen Sinn siehst du in deinem Familien-Leben?
Wiebke:
Zusammenhalt und seinen eigenen kleinen Mikrokosmos zu haben – das ist schon toll. Ich sehe bei meinen Eltern – wir Töchter sind einfach da wenn sie uns brauchen. Ob es beim Handy einrichten, umziehen oder sich ausheulen ist. Familie gibt Halt – sofern sie natürlich toll miteinander umgeht. Ich denke dabei auch manchmal an später, wenn ich alt bin. Wer wird mit mir da unter dem Tannenbaum sitzen? Wer wird mir unter die Arme greifen wenn ich nicht mehr kann?
Marieke:
Meine Familie ist mein Lebenselixier. Angefangen von meinen Eltern, meiner Schwester und meiner eigenen kleinen Familie. Ich bin ein absoluter Familienmensch. Sie ist immer für mich da und ich würde sie bis aufs Blut verteidigen. Seitdem ich selbst Mutter geworden bin, empfinde ich noch mehr Respekt und Dankbarkeit meinen Eltern gegenüber. Das Muttersein hat mir eine unglaubliche Gefühlswelt geschenkt.
4. Viele sagen, es sei auch einfach ein egoistischer Wunsch Kinder zu bekommen – gerade wenn man die Überbevölkerung und die Probleme in der Welt betrachtet. Was denkst du darüber?
Wiebke:
Das ist schon knallhart formuliert – aber wenn ich mich mit anderen Kinderlosen unterhalte, dann kommt diese Grundsatzfrage schon mal hoch. Auch wenn ich selbst es nie aus dieser Sicht betrachtet habe. Und ja, wenn man das ganz arg runterbricht, dann sind Kinder ein egoistischer Wunsch. Klar, wir machen das ja nicht mehr um unsere Rasse zu erhalten.
Marieke:
Mir liegt der Natur- und Umweltschutz sehr am Herzen. Deshalb bin ich hauptberuflich Fundraiserin. Ich bin stolz darauf meinen Kindern diesbezüglich ein Vorbild, ein bisschen Weltretter zu sein. Zu der Überbevölkerung: das ist ein wahrliches Problem und eine große Herausforderung für die Menschheit. Besonders das Ungleichgewicht zwischen Natur und Mensch. Aber ich glaube, dass der Mensch in der Lage ist, diese Situation ins Positive zu drehen. Doch leider sind die Menschen oftmals erst dann in der Lage Sachen zu verändern, wenn es wirklich schmerzt und weh tut. Das sehen wir nur zu deutlich an der derzeitigen Corona-Pandemie.
5. Was ist der Vorteil Kinder zu kriegen?
Wiebke:
Richtig beantworten kann ich es nicht – ich habe nun mal keine. Dass dich da jemand von Anfang an bedingungslos liebt ist natürlich auch toll – aber das geben mir auch meine Tiere. Dennoch komme ich noch mal auf den Punkt „Was ist im Alter“ zurück… und da sehe ich einen großen Vorteil wenn man Kinder hat – sofern man mit ihnen einen guten Kontakt hat. Ist doch was tolles, so ein großer Tisch an dem Kinder und Enkel sitzen, oder?
Marieke:
Mit der Geburt eines Kindes eröffnet sich eine ganz andere Gefühlswelt. Das Leben ist noch tiefsinniger. Der Kreislauf des Lebens ist am eigenen Leib spürbar.
6. Was ist der Nachteil Kinder zu haben?
Wiebke:
Zeit für sich fehlt sicher oft – zumindest bekomme ich das bei meiner Schwester oder bei Freundinnen mit. Und die fehlende Flexibilität würde mir da noch einfallen. Diese beiden Punkte versuche ich mir im Übrigen immer wieder positiv ins Gedächtnis zu rufen, nach dem Motto „Hey, ist nicht so schlimm dass du keine Kinder hast – du kannst machen was du willst. Immer!“ Und das ist ein tolles Gefühl von Freiheit.
Marieke:
Oha. Da gibt’s tatsächlich einige Gründe. Vor allem in den ersten Jahren macht der Schlafmangel ganz schön zu schaffen. Hinzu kommt, dass man selbst nicht mehr an erster Stelle steht und man seinen eigenen Bedürfnissen viel zu wenig Raum gibt. Zudem gibt es fast täglich Streit und Auseinandersetzungen. Einem Harmoniemensch wie mir gefällt das nicht so gut. Aber allen Strapazen zum Trotz: ich würde niemals auf meine Kinder verzichten wollen.
7. Macht es dir zu schaffen, dass deine Schwester (keine) Kinder hat?
Wiebke:
Nein, überhaupt nicht. Ich bin sehr glücklich darüber dass sie welche hat – und dann auch noch zwei so tolle! Ich sehe, wie glücklich sie ist. Und auch ich profitiere davon: so kann ich halt die tollste Tante der Welt sein. Wenn ich Sehnsucht nach Kindern habe, mal Basteln oder einfach mal wem was beibringen möchte, dann weiß ich wer sich darüber freut. Das ist ein tolles Gefühl.
Marieke:
Nein. Ich habe immer mit Wiebke mitgefühlt, gehofft und geweint. Aber ich bin stolz auf sie, dass sie die Situation so gut annimmt. Und sie ist die allerbeste Tante. Da wir wie gesagt absolute Familienmenschen sind, ist es für mich nur selbstverständlich, dass Wiebke auch im hohen Alter bei uns unterm Weihnachtsbaum sitzt – zumindest wenn sie denn will 😉
(Nachtrag von Wiebke: „Als ich das hier gerade gelesen habe, mit dem Weihnachtsbaum, hab ich Tränen in die Augen bekommen. Danke für dein liebevolles Angebot, Schwesterherz!)
8. Hast du Ängste, was die Zukunft betrifft – kinderlos oder mit Blick auf deine Kinder?
Wiebke:
Da kommt sie wieder – die Frage nach dem „was wenn ich alt bin?“ Aber ängstlich, das bin ich generell nicht. Irgendwie wird das schon. Und vielleicht sitze ich mit ein paar Alt-Hippies auf irgendeiner Insel unter einem Tannenbaum der eher wie eine Palme aussieht.
Marieke:
Ängste nein. Gedanken schon. Ich bin keine Helikopter-Mama und schaue Situationen und Menschen grundsätzlich positiv und vertrauensvoll entgegen. Alles wird gut!
9. Was möchtest du kinderlosen Menschen mit auf den Weg geben?Wiebke:
Befreit euch von der Last, dass da angeblich etwas fehlt. Das ist nur ein Gesellschafts-Ding. Lebt euer Leben und konzentriert euch auf die Vorteile: man kann verreisen wann man will, man kann umziehen wohin man will, man kann extrem viel für sich selbst tun. Und das ist auch extrem viel wert. Und noch was: holt euch ein Haustier sofern ihr dennoch eine Lücke spüren solltet! Unser Hund und unsere Katze befriedigen so manche Muttergefühle die auch in mir manchmal hochkommen. Sie freuen sich, wenn du nach Hause kommst, sie trösten dich, sie fordern und geben ganz viel Liebe. Ein ganz großer Tipp gegen Kinder-Entzugserscheinungen. Ich habe für mich gemerkt: ich brauche aber noch mehr. Ich will eine sinnvolle Aufgabe haben – die habe ich in meinem kleinen Garten gefunden den ich mit meinem Mann habe. Allein die Anzucht, das Betüddeln der Setzlinge, das Rauspflanzen, hegen und pflegen der Pflanzen gibt mir einen Sinn. So können wir nicht nur feinstes Gemüse ernten, was Gutes für den Planeten machen weil wir die Erde aufbauen, sondern habe auch meinen eigenen „Pflanzen-Kindergarten“.
Marieke:
Du brauchst dich nicht verstecken oder gar schämen. Es gibt viele Frauen, die kinderlos sind – gewollt oder ungewollt. Unsere Gesellschaft redet nur leider viel zu wenig darüber. Die Frage: „Hast du Kinder?“ wird vermutlich immer Bestand haben. Aber dann heißt es Rückgrat zeigen und die Situation ehrlich ansprechen und vertreten.
10. Was wünscht du dir für deine Schwester?
Wiebke:
Dass sie glücklich und zufrieden ist. Egal in welcher Form. Und ich wünsche ihr, dass sie immer einen tollen Kontakt zu ihren Kindern hat. So wie wir ihn zu unseren Eltern haben. Denn das ist etwas Wundervolles für das ich sehr, sehr dankbar bin und mich in allem was ich tue, stärkt.
Marieke:
Dass sie glücklich ist. Ihren Lebenssinn findet und auslebt. Gesund ist. Und ich hoffe, dass wir beide auch in Zukunft immer gut gemeinsam mit dieser Situation umgehen. Dass niemals Neid oder gar Streit auftritt.
Ob mit Kind oder ohne – ein jeder ist Meister seines eigenen Lebens. Wir alle können bewusste Entscheidungen treffen. Aber natürlich gibt es Situationen, worauf wir keinen Einfluss haben.
Wir können das Geschehene akzeptieren, es annehmen und weiter gehen. Oder wir kämpfen tagtäglich in unserem Inneren gegen die Situation an. Das macht aber krank und unglücklich. Daher: wähle die schöne Seite des Lebens!
Deine Wiebke & Marieke
Live happy. Live green.
Deine Adebars Töchter
Deine Wiebke
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