HAND AUF’S HERZ: Hilfe, meine Eltern werden alt

von Wiebke

Fakt ist: ohne unsere Eltern wären wir nichts – ohne sie gäbe es uns einfach nun mal nicht. Wir können auf eigenen Beinen stehen, uns sogar lossagen… aber wir bleiben immer ihr Kind. Sie groß, wir klein. Irgendwie. Was aber, wenn sich das ändert? Wenn Eltern um Rat bei ihren Kindern bitten, Hilfe brauchen oder gar ins Bett gebracht werden müssen? Wie gehen Kinder damit am besten um? 

Wenn man merkt, dass die Eltern alt werden

Ich bin nun Ende 30. Mittendrin im Leben. Gesund, beruflich erfolgreich, glücklich verheiratet. Habe viele tolle Freunde, eine tolle Altbauwohnung in Berlin und ein kleines Haus fürs Wochenende mitten im Grünen. Viele Eltern würden sagen: das Kind hat sich gut entwickelt. Bestimmt auch wegen der vielen gut gemeinten Ratschläge meiner Eltern. Ernstgemeint. Ich liebe meine Eltern. Meine Mama ist für mich ne starke Löwin, die alles im Griff hat. Mein Vater ist mehr der sanfte Panther. Leise aber nicht zu unterschätzen.

Doch sie werden alt. Und das sieht man nicht nur an den Falten, den Altersflecken oder den weißen Haaren.

Irgendwann kommt der Punkt, zurückzugeben

Ich will mich nicht aus dem Staub machen. Setze mich ins Auto und fahre die 300 Kilometer, um meinen Eltern spontan zu helfen. Wenn Mama krank ist, dann funktionieren Essen machen, Tabletten nehmen, Garten, Wäsche und Tiere nicht mehr von allein. Auf der einen Seite macht mich das stolz – weil wir als Familie zusammen stehen. Weil ich als Tochter was von der Fürsorge zurückgeben kann, die sie mir damals gegeben haben. Auf der anderen Seite macht es mir auch Sorgen: denn ich bin nicht vor Ort und hab mein eigenes Leben mit Verpflichtungen. Und sie werden nun mal nicht jünger. Das kann keiner von uns wegdiskutieren.

Die Löwin mit Falten und der humpelnde Panther

Meine Mutter zum Beispiel: früher war sie das kreative Organisationstalent schlecht hin: sie ganz alleine hat Geburtstagsfeiern mit 50 Gästen geschmissen. Liebevolle Einladungen, ausgefallene Deko, ein riesiges Buffet, Getränke, Musik… alles. Inklusive dem Aufräumen danach. Ostern, Weihnachten, Nikolaus… immer wurde groß gefeiert. Und sie allein hat all das gewuppt – und zwar mit links. Dazu noch das große Haus. Und den Garten. Und zig Tiere. Wir als Kinder durften mal mithelfen.

Das hat sich geändert. Und das merkt auch sie selbst mittlerweile. Manchmal macht sie das nervös, weil sie spürt, dass die Kräfte nachlassen. Der Kasten mit Getränken ist plötzlich 3x so schwer oder alles geht etwas langsamer. Für jemanden, der noch so fit im Kopf ist, kann das manchmal nervig sein.

Rollentausch

Beim Essen vorschneiden, beim Treppe hochgehen helfen oder auch mal ins Bett bringen. Wenn der alternde Körper nicht mehr so will, dann ist das schwer zu akzeptieren. Vor allem für den, der alt wird. Aber auch für die erwachsenden Kinder, die auf einmal die Rolle wechseln müssen. Viele verunsichert das. Und auch viele Eltern. Warum akzeptieren wir diesen Wandel nicht einfach? Weil es weh tut, sich einzugestehen, dass man an Kraft und Selbstständigkeit verliert? Es ist doch kein Zeichen von Schwäche, es ist einfach gesagt: stinknormal. Aber warum ist das dann so ein Tabu-Thema in so vielen Familien?

Dann lasst Tacheles reden

Über die Pflegebedürftigkeit. Den Starrsinn. Das Vergesslich werden. Den Hausverkauf. Das Sterben. Die Beerdigung. Die Lieder die auf der Beerdigung gespielt werden sollen und über die Menschen, die dabei sein sollen. Wo das Testament und die Patientenverfügung liegt. Die Passwörter des digitalen Erbes (meine Mutter zum Beispiel hat einen Instagram und Facebook Account)… Über all das muss geredet werden! Aber auch über Würde. Denn wer will die schon verlieren? Eltern müssen sagen, wenn ihnen etwas nicht passt. Und Kinder auch. Man muss über Ängste reden, um den besten Weg finden zu können. Und das sollte man dann, wenn die Eltern es noch können.

Warum gibt es Jugendämter – aber keines für Senioren?

Wo gibt es für uns Kinder Rat? Wo für alternde Eltern? Jeder kennt ihn doch, den demografischen Wandel. Je länger ich mich mit dem Thema beschäftige, desto mehr Fachbegriffe lerne ich. „Pflegestützpunkt“ ist so ein Wort. Das sind Einrichtungen mit Experten, die Betroffenen Rat geben. Was sagen sie auf die Frage, ab wann man die eigenen Eltern liebevoll bevormunden sollte? „Erst wenn sie sich oder andere gefährden“, heißt es. Aber was heißt das genau? Stellen wir uns mal vor, ein Elternteil hätte die Herdplatte angelassen. Das hätte zur großen Gefahr werden können. Aber ganz ehrlich: hätte das nicht auch mir passieren können?

Wann ist Schluss mit lustig?

Ein Artikel aus dem Stern ist mir in Erinnerung geblieben. Professor Katja Werheid  gibt dort gute Ratschschläge wie man am besten mit dem Thema „Wenn die Eltern alt werden“ umgeht. Sie ist Expertin für Psychotherapie mit alten Menschen und hat auch das Buch „Nicht mehr wie immer“ geschrieben. Hier einige ihrer Anregungen:

5 Tipps wie Kinder mit ihren alten Eltern umgehen sollten

  1. Was bedeutet den Eltern seit eh und je am meisten? Was könnten sie daher am meisten missen? Das gilt es am längsten aufrecht zu erhalten.
  2. Schritt für Schritt. Es muss nicht gleich das Pflegeheim sein – vielleicht reicht auch erstmal eine Pflegekraft die ins eigene Haus kommt.
  3. Der richtige Zeitpunkt: für solche Gespräche braucht es Zeit. Und vor allem eine lockere Atmosphäre.
  4. Beobachten und nicht bewerten! Zum Beispiel fragen, woran es liegt, dass der Papa oder Mama am Essenstisch so abwesend wirkt.
  5. Gemeinsam eine Lösung finden! Dazu muss jeder seine Bedenken und Wünsche auf den Tisch packen.

Wichtig: alle müssen als Gewinner rausgehen. Auch wir als Kinder. Ich zum Beispiel möchte auch weiterhin das Leben leben, welches mir durch meine Eltern ermöglicht wurde. Ich bin Journalistin, keine ausgebildete Pflegekraft. Lasst uns alle mit Liebe, Verständnis, gegenseitigem Respekt begegnen – und vor allem: lasst uns Tacheles reden. Frühzeitig.

Es geht doch darum, es sich schön zu machen im Leben!

Egal wie alt man ist oder verworren die Situation. Kaffee trinken. Spazieren gehen. Zu Ostern gemeinsam Eier bemalen oder alte Fotoalben durchblättern – das macht jedem Spaß. Egal wie alt er ist.

MACH’S DIR SCHÖN 
Adebars Töchter

PS: Wie geht ihr damit um? Ich freue mich über eure Erfahrungen in den Kommentaren.

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3 thoughts on “HAND AUF’S HERZ: Hilfe, meine Eltern werden alt

  1. Ja liebe Wiebke, mal merke ich nur schleichend, dass unsere Eltern älter werden. Und manchmal kommt ein Hammerschlag, der es mir bewusst werden lässt. Aber zum Glück reden wir offen über dieses Thema in der Familie, zumindest fast immer. Und wie du schon sagst: wir lieben uns immer – egal in welchem Alter. FAMILY FOREVER!

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